Suchfunktion
Heilbronn: Herausragender Ermittlungserfolg im Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität - Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Heilbronn und des Polizeipräsidiums Heilbronn vom 17.12.2020
Kurzbeschreibung: Große Mengen Marihuana und Kokain sichergestellt.
Datum: 15.12.2020
Eine spektakuläre Wendung ergab sich nach langwierigen Ermittlungen zu einem Vorfall im Januar 2020 in Güglingen-Frauenzimmern. An dem besagten Dienstagabend versuchte eine Gruppe maskierter Personen, in ein Zweifamilienhaus in der Riedfurtstraße einzudringen. Nachdem es an der Gebäudeeingangstüre geklingelt und anschließend ein im Erdgeschoß wohnhafter 29-jähriger Familienvater die Tür geöffnet hatte, standen mindestens vier maskierte Personen im Eingangsbereich und forderten Einlass. Der junge Vater reagierte geistesgegenwärtig und versuchte die Tür zuzudrücken. Letztendlich gelang es dem Mann, die Eindringlinge mit Hilfe eines Besens zu vertreiben. Wir berichteten am 17. Januar 2020 über den Vorfall.
Im Rahmen von weiteren Ermittlungen wurden Kriminalbeamte auf eine Wohnung im Obergeschoss desselben Gebäudes aufmerksam. In dieser Wohnung fanden sie schließlich circa 72 Kilogramm Marihuana und rund 260 Gramm Kokain. Der zu diesem Zeitpunkt 29-jährige Inhaber der Wohnung wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn beantragte daraufhin einen Haftbefehl, der vom zuständigen Heilbronner Amtsgericht in Vollzug gesetzt wurde. Der Mann befindet sich seither in Haft. Wir berichteten am 5. Juni 2020.
(https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110971/4615624)
Im weiteren Verlauf der offenen und verdeckten Ermittlungen stellte sich heraus, dass eine Tätergruppierung Anfang Januar 2020 insgesamt circa 93 Kilogramm Marihuana und circa 260 Gramm Kokain im Gesamtwert von rund 315.000 Euro in der als Bunker genutzten Obergeschosswohnung in Güglingen-Frauenzimmern deponiert hatte. Dort waren die Betäubungsmittel weiterverarbeitet, verpackt und zum Teil bereits weiterveräußert worden. Ein paar Tage später, am 14. Januar 2020, erfolgte der missglückte Überfall, bei dem es den maskierten Räubern nicht gelang, in das Gebäude einzudringen.
Ferner konnte im Rahmen weiterer Ermittlungen eine Hütte auf einem Gartengrundstück in Heilbronn-Sontheim ausgemacht werden, von der aus offensichtlich eine Vielzahl von Betäubungsmittelgeschäften abgewickelt wurden.
Hierbei diente das Gartengrundstück im Gewann "Hatzenstein" als Übergabeort von kiloweise portioniertem Marihuana. Am späten Abend des 19. Mai 2020 wurde der Schrebergarten durch Einsatzkräfte der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Heilbronn observiert und ein Mietwagen bei einer Anlieferung von Betäubungsmitteln beobachtet. Bei dem anschließenden Zugriff der Polizeikräfte sollten sechs der auf dem Grundstück anwesenden Personen festgenommen werden.
Hieb- und Stichwaffen und knapp 28.000 Euro in bar sichergestellt werden. Bei der Durchsuchung der Wohnungen der Festgenommenen wurde weiteres "Dealergeld" in Höhe von knapp 20.000 Euro festgestellt. Die durch die Staatsanwaltschaft Heilbronn beantragten Haftbefehle für sieben der festgenommenen Personen wurden am 20. Mai 2020 vom zuständigen Heilbronner Amtsgericht in Vollzug gesetzt.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde am 6. Juli 2020 die Ermittlungsgruppe "Tornado" durch die Kriminalpolizeidirektion Heilbronn eingerichtet, um die Strukturen des Drogenringes weiter aufzuklären.
Im Rahmen der dann erfolgten Ermittlungen wurden sowohl im nationalen als auch internationalen Austausch mit anderen Strafverfolgungsbehörden zusätzliche Erkenntnisse zur Tätergruppierung erlangt. Insbesondere gelangten die Ermittler dadurch in den Besitz von Kommunikation unter den Rauschgifthändlern. Nach der Auswertung dieser umfangreichen und äußerst wertvollen Datensätze konnten weitere neue Erkenntnisse hinsichtlich des Umfangs der Betäubungsmittelgeschäfte und der Bandenstruktur gewonnen werden. Unter anderem wurde die Beschaffung erheblicher Drogenmengen erhellt. So konnte festgestellt werden, dass die Betäubungsmittel mittels Fahrzeugen aus dem europäischen Ausland nach Deutschland eingeführt wurden. Das Kokain wurde jeweils im deutsch-niederländischen Grenzbereich übernommen und anschließend durch Mitglieder oder Kuriere der Gruppierung in den Raum Heilbronn verbracht. Das Marihuana im oberen zweistelligen Kilogrammbereich wurde jeweils von Spanien nach Deutschland transportiert.
Am 14. und 15. Juli konnten die zu diesem Zeitpunkt im Bundesgebiet aufhältlichen Köpfe sowie weitere Mitglieder der Gruppierung durch die Heilbronner Ermittler festgenommen und wiederum erhebliche Mengen Rauschgift sichergestellt werden.
Zur Absicherung ihrer Betäubungsmittelgeschäfte und den hieraus resultierenden Erlösen sowie aufgrund von wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit weiteren Angehörigen der Rauschgiftszene beschafften die führenden Köpfe des Drogenrings mehrere illegale Schusswaffen und forderten von ihren Tatgenossen auch vehement deren Einsatz. Der Umfang des nachweislich beschafften Waffenarsenals und der im Verlauf der Ermittlungen nachvollzogene rücksichtslose Umgang mit diesen Schusswaffen erstaunte selbst erfahrene und langjährige Rauschgiftermittler. So wurde beispielsweise eine Maschinenpistole des Typs Uzi illegal erworben und deren Einsatz im Falle eines polizeilichen Zugriffs thematisiert. Eine derartige Waffe unterliegt den Bestimmungen des Kriegswaffenkontrollgesetzes. Zur ebenfalls beabsichtigten Beschaffung mehrerer Sturmgewehre kam es letztendlich nicht.
Beispielhaft für die Skrupellosigkeit der Mitglieder der Gruppierung und den Umgang mit Waffen kann ein Ereignis angeführt werden, welches sich am frühen Nachmittag des 31. Mai 2020 im Ortskern von Walzbachtal-Wössingen ereignete.
Der hohe Ermittlungsaufwand hatte zur Folge, dass die Ermittlungsgruppe "Tornado" von anfangs vier auf zehn Beamtinnen und Beamte aufgestockt und deren enormer Einsatz letztendlich mit einem bis dato für das Polizeipräsidium Heilbronn einmaligen Ermittlungserfolg belohnt wurde. Bei zahlreichen Maßnahmen wurde die Ermittlungsgruppe durch Einsatzkräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Bereitschaftspolizeidirektion Bruchsal professionell unterstützt. Erfolgsentscheidend war jedoch nicht nur die akribische und beharrliche Arbeit der Heilbronner Ermittler, sondern auch das hervorragende internationale Zusammenwirken der beteiligten Strafverfolger.
